Es ist immer schwer über etwas zu schreiben bei dem man wenig bis gar keine Hintergrundinformation recherchieren kann. Die Modelleisenbahnen der DDR oder besser der sowjetischen Besatzungszone ist so ein Beispiel. Außer in einigen Standardwerken ist praktisch nichts zu finden.
Vor allem in der unmittelbaren Nachkriegszeit ist hier viel improvisiert worden. Kleinserien wurden an verschiedenen Orten entwickelt und manche Werkstatt ging den Schritt von der Herstellung für den Eigenbedarf und den Freundeskreis zur richtigen Produktion. Gerade über diese anfänglich kleinen Betriebe ist nicht sehr viel bekannt. Die Firma Hruska ist sicher ein Beispiel für solch einen Betrieb der es später dann durch konsequente Weiterentwicklungen geschafft hat, sich einen Namen am Modellbahnmarkt auch über die Grenzen der DDR hinweg zu machen
Angefangen hat der Firmengründer Gerhard Hruska 1949 mit der Herstellung von 00 Eisenbahnen. Aus dieser Anfangszeit sind eigentlich nur 2 Modelle bekannt. Eine 4 achsige Stromliniendampflok und ein Blechtriebwagen in einer 2 bzw. 3 teiligen Ausführung. Durch einen glücklichen Zufall war Hruska an eine große Menge alter Steuermotoren aus Wehrmachts-beständen gekommen. Diese bildeten die Grundlage für den Antrieb der frühen Hruska Bahnen.
Beide Modelle werden von einem 2achsigen Drehgestell angetrieben auf dem direkt der Motor befestigt ist der beide Achsen über ein massives Stirnradgetriebe antreibt. Alles ist sehr solide verarbeitet man kann schon fast von einem Präzisionsgetriebe sprechen.
Die Gehäuse und z.B. auch die Schienen wurden aus Dynamoblechabfällen vom Sachsenwerk Niedersedlitz gefertigt.
Das wie verschiedentlich behauptet die Stromliniendampflok kein Vorbild haben soll liegt hauptsächlich in der Tatsache begründet das es beim Vorbild keine solche Lok mit zwei 2achsigen Drehgestellen und einem 2 achsigen Tender gibt (aber wer bitte kennt 2 achsige Commodore Vanderbilt außer bei Spielzeugeisenbahnen verschiedener Hersteller).
Dem Erscheinungsbild am ehesten entspricht sie wohl einer Br 05 aber letztlich könnte diese Frage nur der Hersteller selbst beantworten.. Nichts desto trotz handelt es sich um eine elegante Stromliniendampflok.. Die wenigen aber effektvollen Details und die guten Proportionen hinterlassen einen sehr guten und runden Gesamteindruck der ein konkretes Vorbild gar nicht vermissen lässt.
Der Triebwagen stellt sicher einen 4 achsigen Standard Triebwagen noch aus der Reichsbahnzeit dar wie in z.B. auch Trix im Programm hatte. Im Gegensatz zum Trix ist das Hruska Modell aber sehr viel einfacher gehalten was die Detaillierung und die Lithografie betrifft. Den Triebwagen gab es sowohl mit einem als auch mit zwei Beiwagen, außerdem ist neben der häufigen Variante in rot/elfenbein auch eine seltenere Variante in blau/elfenbein bekannt.
Interessant gelöst ist auch die Kupplungsproblematik, sie ist zwar mit nichts anderem kompatibel hat aber für die Zeit schon ein fast „vorbildgerechtes“ Aussehen. Es handelt sich hierbei auf der einen Seite um eine Hülse mit einem federnd gelagerten Drahtverschluß die mit einem Stecker mit Kerbe auf der anderen Seite verbunden wird.
Die Fahrzeuge wurden über einen; auch von Hruska hergestellten; Trafo in einem Holzgehäuse mit 2 Leiter Gleichstrom versorgt Warum die Schienen einen dritten nicht angeschlossenen Mittelleiter besitzen konnte bisher nicht geklärt werden.
Wie lange Hruska diese Tinplate Bahnen hergestellt hat ist mir zur Zeit nicht bekannt. Hruska fertigte in der Folgezeit auch mechanisches Spielzeug oder z.B. Weichenantriebe für Piko. Außerdem stieg Hruska auch erfolgreich in den Modellautosektor ein.
Die nächste Hruska Lokomotive gab es erst im Jahre 1963 es war eine Dampflok der BR 84 in moderner detaillierter Kunststoffausführung für die richtige Modelleisenbahn.
- Modelleisenbahnen der DDR, Domke und Richter,1998, Battenberg
- Modellautos der DDR, Gärtner und Graf, 2.Aufl. 2001, Battenberg
- Das Piko Buch Dr Rene F Wilfer